Erkennen:

Eine intensive Tierbeobachtung ist für das frühe Erkennen erster Anzeichen von Schwanzbeißen notwendig und ermöglicht ein schnelles Handeln.

Das Erkennen von Schweinesignalen im Zuge einer intensiven Tierbeobachtung muss oftmals erst erlernt werden.

Nehmen Sie sich bewusst Zeit für die tägliche Tierbeobachtung in den einzelnen Buchten und achten Sie auf Aktivitäts-, Fress-, Sauf- und Sozialverhalten der Tiere sowie auf deren äußere Erscheinung.

Beobachten Sie die Tiere in ihrer aktiven Zeit (meist nachmittags) und die Gabe einer kleine Menge Raufutter am Buchtenboden erleichtert die Tierbeobachtung.

Erste Anzeichen für Schwanzbeißausbrüche:

  • Verhaltensauffälligkeiten
    • Unruhe
    • Schwanzschlagen
    • Hängende oder eingeklemmte Schwänze
    • Saugen und Knappern an den Schwänzen von Buchtengenossen
    • Beißen und Kämpfe
  • Veränderungen am Schwanz
    • Kratzer/Kampfspuren
    • Bissverletzungen mit/ohne Blut
    • Nekrosen

 

Sofortmaßnahmen für den Akutfall:

  1. Ablenkung

Lenken Sie die Tiere mit attraktiven Beschäftigungsmaterialien ab (am besten aus organischem und manipulierbarem Material; Beispiele: Zweige mit Blättern, Stroh, Heu, Heulage, Maissilage, Rohfaserergänzer, Lecksteine usw.).

  • Besonders effektiv ist die Ablenkung dann, wenn es sich hierbei um ein neues, den Tieren unbekanntes Beschäftigungsmaterial handelt
  • Wechseln Sie im Akutfall das Beschäftigungsmaterial öfter um die Attraktivität zu erhöhen
  • Das Bereithalten von speziellem „Notfall-Beschäftigungsmaterial“ hat sich bewährt
  1. Separation

Separieren Sie Täter und Opfer!

  • Eine ausreichende Anzahl an Separations-/Krankenbuchten ist notwendig
  1. Behandlung

Behandeln Sie Wunden und verletzte Tiere unverzüglich!

  • Bei oberflächlichen Beißverletzungen ohne Gewebsverlust können Wunden lokal mit desinfizierenden und wundheilungsfördernden Sprays, Puder oder Salben versorgt werden
  • bei schwerwiegenden Beißverletzungen mit Gewebeverlust ist eine systemische antibiotische Therapie notwendig, ebenso sollten die Tiere schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente bekommen
  • Beachten Sie, dass Kampf- und Beißspuren nicht nur am Schwanz, sondern auch an den Ohren, dem Hals und an den Flanken auftreten können.
  1. Ursachenforschung

Finden Sie die Ursache(n) für den Ausbruch des Schwanzbeißens! Da oft mehrere Faktoren zusammenspielen und das tolerierbare Level an Stress schnell überschritten ist, ist es notwendig, Schwanzbeißen als multifaktorielles Problem zu verstehen, welchem mit einer ganzheitlichen und systematischen Herangehensweise begegnet werden muss.

  • Finden Sie Schwachstellen und beseitigen Sie diese umgehend
  • Evaluieren Sie sämtliche Punkte der Risikoanalyse mit Fokus auf
    • Stallklima
    • Belegdichte und Buchtenstruktur
    • Wettbewerb um Ressourcen
    • Fütterung und Wasserversorgung
    • Tiergesundheit
 
Intensive Beobachtung der Tiere ermöglicht schnelles Handeln (© M. Ziron)
Heu oder Stroh in einer Raufe eignet sich gut als Beschäftigungsmaterial (© AMA-Marketing)
Bereithalten von Notfallbeschäftigungsmaterial hat sich bewährt (© BOKU/A. Palmetzhofer)
Kranke und verletzte Tiere müssen in Krankenbuchten separiert werden. (© Universitätsklinik für Schweine/Vetmeduni)