Sämtliche Mindestanforderungen für die Haltung von Schweinen in Österreich entnehmen Sie bitte dem „Handbuch Schweine.

Die Tiergesundheit nimmt eine Schlüsselposition in der erfolgreichen Haltung unkupierter Tiere ein und ist maßgelblich an der Reduzierung von Schwanzbeißen beteiligt. Ein guter Gesundheitszustand der Tiere ist somit nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht anzustreben, sondern auch die beste Gewähr, um Schwanzbeißen zu verhindern. Eine sorgfältige Tierbeobacht- ung sowie eine enge Zusammenarbeit mit dem/der Betreuungstierarzt/-ärztin helfen, die Tiergesundheit am Betrieb nachhaltig zu verbessern bzw. aufrecht zu halten.

Die Bemühungen um „das gesunde Schwein“ beginnen in diesem Zusammenhang bereits unmittelbar nach der Geburt. Das Sicherstellen einer ausreichenden Kolostrumaufnahme (Biestmilch) ist wichtig, um das Immunsystem der neugeborenen Ferkel zu stärken und die Tiere widerstandsfähig gegenüber Krankheitserreger zu machen. Auch das Absetzen der Schweine ab einem Mindestalter von 28 Tagen hilft, um widerstandsfähige und weniger stressanfälligere Tiere in Aufzucht und Mast zu haben. Ebenso wichtig ist es, bereits bei Saugferkel, Infektions- krankheiten wie z.B.: Durchfall, Streptokokkeninfektion usw. frühzeitig zu behandeln und Maßnahmen zu treffen, um solche zu verhindern (z.B.: Kolostrumversorgung optimieren, Mutterschutzimpfungen, antiparasitäre Behandlung bei Kokzidienbefall, Reinigung und Desinfektionsmaßnahmen usw.) da Krankheiten junge Tiere nachhaltig schwächen und schlechte Voraussetzungen für die Gesundheit in Aufzucht und Mast schaffen.

PCV2 und PRRSV sind in im Zusammenhang mit der Haltung unkupierter Tiere zwei bedeutende Erreger, da sie neben den jeweiligen spezifischen Krankheitsbildern auch das Immunsystem schwächen, die Tiere anfälliger für andere Erkrankungen machen und zu generellem Unwohlsein der Tiere beitragen. Eine fachgerechte Impfung gegen PCV2 und Mycoplasma hyopneumoniae sowie eine zielgerichtete PRRSV-Überwachung bzw. Impfmaßnahmen helfen, die Tiere gesund durch Aufzucht und Mast zu bekommen. Zusätzlich können Durchfallerkrankungen, Atemwegs- erkrankungen sowie andere systemische Infektionen zu gesundheitlichen Problemen in Aufzucht und Mast führen, welche wiederum das Auftreten von Schwanzbeißen begünstigen können. Bei auffälligen Beobachtungen und ersten Krankheitsanzeichen sollte daher sofort der/die Betreuungstierarzt/-ärztin kontaktiert werden, um ein frühzeitiges Reagieren zu ermöglichen.

Eine weitere wichtige Maßnahme zur Gesunderhaltung der Tiere ist die Belegung der Ställe/Abteile im strikten Rein/Raus Verfahren sowie eine effiziente Reinigung und Desinfektion der Buchten vor jeder Neubelegung. Dies hilft den Erregerdruck möglichst gering zu halten und das Risiko einer Infektion zu senken. 

Sämtliche Maßnahmen, welche zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes führen, erhöhen nicht nur die biologische Leistung der Tiere, sondern verringern auch den Medikamenteneinsatz und senken die Gefahr eines Schwanzbeiß-Ausbruchs.

Darauf sollten Sie achten:

  • Achten Sie beim Zukauf auf die Gesundheit und den Impfstatus der Tiere, wenn möglich sollen Tiere nur aus einer Herkunft zugekauft werden!

  • Vermeiden Sie das Mischen von Tiergruppen (Wurfgeschwister beisammen lassen, Aufzucht- und Mastgruppen aus möglichst wenig Würfen/Buchten zusammenstellen)!

  • Kein Zurückstallen von Kümmerern zu jüngeren Tieren!

  • Markieren Sie auffällige Tiere, um diese gezielt beobachten zu können!
    • Anzeichen für einen schlechten Gesundheitszustand sind: Gebissener oder hängender Schwanz, Hautverletzungen, verstärkte Unruhe, Lahmheit bis hin zum Verlust der Geh- und Stehfähigkeit, Husten und Niesen, Hecheln, Durchfall, fehlender Appetit, soziale Isolierung, vermehrt Kümmerer, erhöhte Sterblichkeitsrate usw. 

  • Kranke und verletzte Tiere sowie Beißopfer und Täter sollen sofort separiert und entsprechend therapiert werden.
    • Eine ausreichende Anzahl an Krankenbuchten muss vorhanden sein

  • Nutzen Sie Betriebsauswertungen und Diagnostik
    • Nutzen Sie das Angebot von umfangreichen diagnostischen Möglichkeiten im Krankheitsfall. Das Stellen der richtigen Diagnose ist maßgeblich am Behandlungserfolg beteiligt!
    • Sichten und bewerten Sie gemeinsam mit Ihren/Ihrer Tierarzt/-ärztin Leistungsdaten und SFU-Rückmeldungen 

  • Entwickeln Sie gemeinsam mit dem/der Betreuungstierarzt/-ärztin ein Hygienekonzept und setzen Sie dieses um:
    • Erhöhung sämtlicher interner und externer Biosicherheitsmaßnahmen
    • Eine effiziente Reinigung und Desinfektion vor der Wiederbelegung der Buchten reduziert den Keimdruck in den Ställen und senkt die Gefahr einer Neuerkrankung
    • Hygieneschleusen am Eingang eines Stalles können den Neueintrag von Krankheitserregern durch Personen verhindern 
    • Eine systematische Fliegen- und Schadnagerbekämpfung reduziert das Ausbreiten von Erreger innerhalb eines Betriebs
                                          
  • Bei Bedarf, etablieren Sie eine regelmäßigen Endo- und Ektoparasiten-Bekämpfung inklusiver spezieller Desinfektionsmaßnahmen. Parasiten sind meist mehr als nur lästige Quälgeister und führen zu teils großer Unruhe, schwächen das Immunsystem und machen die Tiere anfälliger für andere Erkrankungen.
Ein striktes Rein/Raus Verfahren sowie eine effektive Reinigung und Desinfektion der Ställe vor jeder Neubelegung hilft den Erregerdruck am Betrieb zu senken. (© Daniela Köppl)
Kümmerer sollten auf keinen Fall zu jüngeren Tiergruppen zurückgestallt werden. Beim vermehrten Auftreten von Kümmerern ist eine Abklärung der Ursache unbedingt notwendig. (© Universitätsklinik für Schweine/Vetmeduni)
Das Stellen der richtigen Diagnose ist maßgeblich am Behandlungserfolg beteiligt, nutzen Sie das umfassende Angebot an diagnostischen Maßnahmen im Krankheitsfall. (© Universitätsklinik für Schweine/Vetmeduni)